Potion Permit – TEST

Fans von Stardew Valley, der Rune-Factory-Reihe oder der Atelier-Serie haben sich den 22. September 2022 rot im Kalender angestrichen. An dem Tag ist Potion Permit erschienen und verzaubert mit entspanntem Gameplay. Es ärgert aber auch mit mauer Performance und Bugs.


In Potion Permit schlüpfen wir in die Rolle des jungen Alchemisten oder der jungen Alchemistin Logan, den oder die wir aber auch selbst frei benennen dürfen. Unser Auftrag führt uns aus der Hauptstadt des fiktiven Landes in das idyllische Inselstädtchen Mondburg. Die Tochter des Bürgermeisters leidet an einer von den Ärzten nicht diagnostizierbaren Krankheit. Nun versucht der Bürgermeister zum Trotz des Doktors und eigentlich der ganzen Stadt, über alternative Heilmethoden zum Bessern des Zustandes seiner Tochter beizutragen. Wir bekommen ein Laboratorium gestellt und leben uns nach und nach in Mondburg ein.

Nach und nach erfahren wir, was es bedeutet, ein Alchemiegenie zu sein, wie uns die Städter liebevoll bezeichnen. Wir sammeln im Wald Zutaten, indem wir mit einer Sichel Pflanzen abschneiden, mit einer Axt Bäume fällen und mit einem Hammer Steine zerkloppen. Die gesammelten Materialien schmeißen wir im Labor in einen Kessel und brauen daraus Tränke. So und nicht anders dürft ihr euch ungefähr unseren Arbeitsalltag vorstellen. Die Tochter des Bürgermeisters ist aber nur unsere erste Patientin. Mit der Zeit werden mehrere Bewohner von Mondburg krank und landen in der Klinik. Dann lassen wir natürlich alles stehen und liegen, versuchen jeweils das Leiden der Erkrankten zu identifizieren und leiten entsprechende Maßnahmen ein.

Alchemie und Minispiele

Beim Gameplay orientiert sich das Spiel an den eingangs erwähnten Vorbildern und versucht daraus eine ganz eigene Mixtur zu schaffen. Weitgehend ist dieses Vorhaben den Entwicklern von MassHive Media auch gelungen. Sämtliche Spielmechaniken greifen wunderbar ineinander über. Sobald einer der Städter in der Klinik landet, ertönt ein Signal. Vor Ort untersuchen wir in einem Minispiel, wo es dem Patienten beißt und juckt. Wissen wir bereits, um welche Krankheit es sich handelt, da wir sie schon einmal behandelt haben, entfällt das Minispiel bei den nächsten Malen. Nett!

Als Alchemiegenie wissen wir sofort, welches Wundermittel wir am Kessel zusammenstellen müssen. Dafür benötigen wir wie bereits angesprochen die natürlichen Materialien, die wir im Umland von Mondburg finden. Potion Permit bleibt in dieser Disziplin aber sehr großzügig, denn Salben, Tränke und Co lassen sich relativ frei zusammenstellen. Das Zusammenstellen der Heilmittel basiert jedoch genau wie die Diagnose auf einem Minispiel. So haben die gesammelten Materialien eine bestimmte Größe, die wir nach und nach in eine Form einsetzen müssen. Das erinnert ein wenig an den Klassiker Tetris, ist aber nicht annähernd so anspruchsvoll oder aufregend. Haben wir einen Trank mehrfach angerührt, können wir das leicht ausufernde Minispiel auf Basis eines erstellten Rezepts überspringen.

Effektiver Alchemistenalltag

Ab einem bestimmten Zeitpunkt können wir die Tränke in Potion Permit auch verkaufen. Wir werfen überschüssige Heilmittel einfach in eine Transportbox, die pünktlich jeden Tag um 17 Uhr geleert wird. Wer jetzt an Harvest Moon denkt, darf genüsslich schweigen. Ebenfalls gibt es ein paar simple Minispiele zu entdecken, in denen wir schlicht unterschiedliche Tintenfässer ordnen oder Weintrauben zerdrücken. Nach getaner Arbeit erhalten wir dafür immerhin einen kleinen Hungerlohn. Haben wir genügend Geld gespart und dazu ausreichend Holz und Minerale gesammelt, können wir auch unsere Werkzeuge verbessern. Mit diesen lassen sich unsere Arbeiten effektiver ausführen.

Auch eine Kesselvergrößerung ist mit etwas Kleingeld und den nötigen Materialien möglich. Letzteres ist empfehlenswert, da der normale Kessel nur ein bestimmtes Fassungsvermögen hat und wir nach dem Upgrade mehr Zutaten für die Alchemie verwenden können. Um Mondburg herum wandern jedoch auch Tiere und Monster umher. Viele davon lassen uns in Ruhe, wenn wir ihnen nicht zu nahe kommen. Es gibt aber auch Bären und Fabeltiere, die sofort Jagd auf uns machen, wenn sie uns erblicken. Wirklich gefährlich sind aber nur die wenigsten Kreaturen – und belohnt werden wir zudem auch mit Materialien, die nur besiegte Gegner hinterlassen. Irgendwie ist es ein perfekter Kreislauf!

Soziale Interaktionen

Darüber hinaus schließen wir der Reihe nach mit der Bevölkerung von Mondburg Freundschaften. Es reicht schon aus, täglich mit den unterschiedlichsten Zeitgenossen zu reden. Wir haben auch die Möglichkeit, den Leuten Geschenke zu machen. Im Gegensatz zu Stardew Valley und Konsorten, wo wirklich jeder Bewohner einen einzigartigen Geschmack hat, gibt es in Potion Permit nur eine spezielle Item-Art, die wir verschenken dürfen. Das wird zwar im Spiel anhand gepflegter Traditionen in Mondburg erklärt, doch auf spielerischer Ebene verschenken die Entwickler hier sehr viel Potenzial. Heilen wir eine Person, erhalten wir nicht nur Geld dafür, sondern steigen auch noch im Ansehen.

So werden wir mehr und mehr in die sozialen Strukturen von Mondburg eingebunden. Das klappt weitgehend gut, auch wenn es gelegentlich etwas schwierig ist, einen bestimmten Bewohner von Mondburg zu finden. Es gibt im Spiel keine Übersicht, wo sich eine gesuchte Figur an den sieben Wochentagen aufhält. Aufgaben, die auf eine bestimmte Spielfigur setzen, tauchen zwar regelmäßig auf, fallen aber nicht so gravierend ins Gewicht. Ohnehin werdet ihr viel Zeit mit dem Sammeln von Zutaten verbringen, um eure Zeit zu füllen. Ganz zu schweigen vom Brauen von Tränken, bei dem jedoch die Zeit stillsteht. Auf Kalender und Jahreszeiten verzichtet Potion Permit aber.

Performance-Probleme und Bugs

Trotzdem hinkt das Spiel von MassHive Media seiner Konkurrenz etwas hinterher, denn im Kern wollen die Bewohner von Mondburg nur Freundschaften schließen. Romantisches Interesse wird im Spiel zwar angedeutet, aber in Gesprächen im Keim erstickt. Auch hier hätten wir uns etwas mehr erhofft. Nichtsdestotrotz kann Potion Permit mit sehr vielen Begegnungen und Zwischensequenzen überzeugen. Ständig möchten wir wissen, welche Geheimnisse die Stadt verbirgt und warum die Mondburger so einen Groll gegen die Alchemie hegen. Auch wenn das Spiel in ein paar Punkten nicht ganz auf der Höhe seiner Vorbilder ist, macht es dennoch sehr viel Spaß.

Allerdings macht die Technik zumindest der Switch-Version einen Strich durch die Rechnung. So ist ein leichtes Dauerruckeln spürbar und in kurzen Abständen kommt es zudem zu Nachladerucklern. Außerdem ist die Lebenssimulation nicht frei von Bugs. So haben wir uns einmal per Schnellreise in die Stadt teleportiert, landeten aber irgendwo im Nirgendwo, in dem alles außer die Bäume schwarz dargestellt wurde. Von dort konnten wir uns aber immerhin zurück teleportieren. Als dann aber ein Dialog einfach so abgebrochen ist, das Spiel ohne Bildschirmanzeigen weiterlief und nicht mehr auf unsere Eingaben reagierte, verloren wir in Potion Permit ungefähr eine halbe Stunde Spielzeit. Ärgerlich!

Gute, aber mit Mängeln behaftete Lebenssimulation

Daran erkennt ihr auch, dass das Spiel genretypisch nicht automatisch speichert. Nur wenn wir uns abends ins Bett legen oder mitten in der Nacht um zwei Uhr umkippen, wird unser Spielstand aktualisiert. Es ist wirklich schade, dass Potion Permit an derlei Problemen krankt. In fast allen anderen Belangen weiß der Titel nämlich durchaus zu überzeugen. So gefällt uns die hübsche bis niedliche Pixel-Optik mit ihren drolligen und einzigartigen Charaktermodellen. Auch die Effekte fügen sich nahtlos in die Präsentation ein. Atmosphärisch wird es dank des idyllischen Soundtracks, der niemals aufdringlich wirkt und das meist sehr gemächliche Gameplay wunderbar unterstreicht. Eine Synchronisation dürft ihr aber nicht erhoffen.

Etwas mehr Feingefühl hätten wir uns bei der Steuerung gewünscht. Trotz Retro-Optik lässt sich das Alchemiegenie nur per Analog-Stick steuern und das leider etwas schwammig. Das Steuerkreuz des Pro Controllers oder die Richtungstasten des linken Joy-cons bleiben unwichtigen Funktionen wie der aktiven Quest-Wahl vorbehalten. Ein Graus ist zu alledem die Rumble-Funktion. Diese fällt viel zu stark und somit zu laut aus. Ständig kriegen wir das Gefühl, dass die Rotoren im Pro Controller gleich explodieren. Potion Permit ist zwar ein gutes Spiel, das aber leider auch mit Bugs, Performance- und Steuerungsproblemen durchzogen ist. Schade.

Geschrieben von Eric Ebelt

Fazit:

Potion Permit hätte so gut sein können! Also besser, als es ohnehin schon ist, denn trotz einiger gravierender Fehler habe ich mit dem Titel meine Freude. Es macht mir sehr viel Spaß, in den Wald zu gehen, Zutaten zu sammeln, im Kessel zu Mixturen zu verbinden und die Bewohner von Mondburg von ihren Krankheiten zu befreien. Über Stunden hinweg erlebe ich immer wieder etwas Neues. Auch wenn mir manche Funktionen wie das Kennenlernen einer Partnerin oder das Herausfinden der Vorlieben und Abneigungen der Bewohner stark fehlen, spiele ich Potion Permit immer wieder gerne für ein bis zwei Stunden zwischendurch. Auch wenn das Gameplay gleichbleibend ist, motiviert es mich mit Upgrades, weiter am Ball zu bleiben, noch mehr Zutaten zu sammeln und mehr Zeit mit den Bewohnern der Spielwelt zu verbringen. Trotzdem könnte das Spiel in seinem Zustand kurz nach Release einige Interessenten abschrecken. So leidet die Lebenssimulation an Bugs und zudem an Performance-Problemen. Auch dass ich meine Spielfigur zumindest nicht optional per Steuerkreuz bewegen kann, ist mir bei dieser Optik und der Zielgruppe ein Rätsel. Spaß macht der Titel aber auf jeden Fall. Mit den Defiziten müsst ihr aber zurechtkommen. Ansonsten solltet ihr lieber auf einen nötigen Patch warten.