Steins;Gate Elite – TEST

Steins;Gate überzeugte vor zehn Jahren mit einer fesselnden Mystery-Geschichte in einem ungewohnten Setting. Der Erfolg zog eine Menge Umsetzungen nach sich, die Neuauflage Steins;Gate Elite basiert auch auf dem ursprünglichen Spiel, versucht sich aber an einer völlig neuen Inszenierung.


Inhaltlich befasst sich Steins;Gate Elite mit unterschiedlichen Themen, von der Astronomie und Quantenphysik bis zu Verschwörungstheorien und reizt die Authentizität mit einem spannenden Zeitreisen-Mystery-Thriller aus. Auch ohne tiefe Kenntnisse in irgendeiner dieser Disziplinen, konnten wir schnell die Faszination hinter diesen Themen selbst nachvollziehen. Ebenso wie unser Protagonist Rintarō Okabe, der als unmotivierter Student lieber an einer Zeitmaschine auf Basis einer umfunktionierten Mikrowelle arbeitet, als in Vorlesungen zu gehen. Obwohl er paranoid und außerordentlich exzentrisch ist und sich selbst in der Rolle eines „verrückten Wissenschaftlers“ sieht, ist es doch besonders lustig, ihn im Herzen von Tōkyō dabei zuzuschauen, wie er und seine Mitstreiter hinter die Möglichkeiten seiner Erfindung kommen. Mit den Möglichkeiten kommt auch eine Macht und Verantwortung, dessen sich die Figuren im Laufe der Geschichte bewusst werden – spätestens, wenn die finsteren Seiten des Plots ins Rollen geraten.

Anime zum Selberspielen

Steins;Gate Elite basiert im Grunde auf dem 2011 veröffentlichten Anime, der wiederum auf der ursprünglichen Visual Novel basiert. Das zugrundeliegende Spiel ist damit gut mit dem ursprünglichen Spiel vergleichbar, völlig neu ist aber die Inszenierung. Hier wurde sich direkt an der Anime-Serie orientiert, das heißt, Bild und Ton der Serie untermalen die Textboxen der klassischen Visual Novel. Im Vergleich zu anderen Visual Novels ist Steins;Gate Elite damit wesentlich dynamischer inszeniert und zeigt, zu was das Genre in der Zukunft noch in der Lage ist. Alleine die Tatsache, dass sich keine Charaktermodelle vor einem Hintergrund gegenüberstehen und minutenlangen Text ablassen, sondern ähnlich wie im Film und Fernsehen regelmäßig die Perspektiven und Einstellungsgrößen geändert werden, macht den Konsum von Steins;Gate Elite sehr angenehm. Der klare Nachteil: Wer den Anime kennt, wird sowohl den Stil als auch viele Szenen und Animationen wiedererkennen.

Auch das herausstechende alte Charakterdesign und die Hintergrundbilder des Originals sind dementsprechend nicht mehr enthalten. Dafür hat das zuständige Animationsstudio extra für Steins;Gate Elite neue Animationen und Inhalte angefertigt. Daneben ist die Spielerfahrung der Visual-Novel-Version noch einmal ganz anders als die Serienvariante. Das liegt hauptsächlich an der längeren Zeit, die für Figuren und Plot aufgewendet wird, und natürlich der Interaktivität.

Zwischen Raum und Zeit

Diese bezieht sich auf die Nutzung von Rintarōs Handy. Im Laufe des mindestens zwanzigstündigen Spiels bekommen wir von unseren Bekannten einige Kurzmitteilungen, ob und wie wir auf diese antworten, bestimmt nicht nur die Zukunft im Spiel, sondern auch das Ende, das wir als Spieler erreichen. Von diesen gibt es genretypisch eine Handvoll – nur eines davon ist aber das wahre Ende. Das Ganze liegt auf Englisch mit japanischer Sprachausgabe vor.

Die klare Stärke von Steins;Gate Elite sind auch heute noch die Figuren und deren teils lustigen, teils dramatischen Entwicklungen in Anbetracht des immer ernster werdenden Plots. Unterstrichen wird das von einer bedrückenden Stimmung unter der sengenden Sommerhitze im Herzen Japans, die sich auch durch das ständige Gefühl der Beobachtung und Verfolgung auszeichnet.

Nicht zu vergessen sei auch der wunderbare Soundtrack, der von den Intro-Songs bis zu den in Schleifen ablaufenden Hintergrundmelodiensich immer auf einer sehr hohen Ebene bewegt. Passend sind die vielen kleinen Soundeffekte, sei es das Summen von Röhrenfernsehern oder das Tippen von Tastaturanschlägen, die die technikorientierte Grundthematik sogar auf der Sound-Ebene in das Spiel einarbeitet.

Geschrieben von Jonas Maier

Fazit:

 

Steins;Gate Elite verbindet die Inszenierung der Anime-Serie mit der Erzählweise der bekannten Visual Novel – eine Kombination, die in diesem Fall sehr gut aufgeht. Auch wenn ich die Story schon kannte, war es doch die besondere Atmosphäre im überhitzten Akihabara, die mitreißende Mystery-Stimmung und der Soundtrack, weswegen ich das Abenteuer gerne noch einmal erlebt habe. Herauszuheben ist diese tolle Inszenierung, womit Steins;Gate Elite genau zwischen Spiel und Serie sitzt – ein gut gelungenes System, das ich auch in Zukunft öfters sehen will. Wer bisher mit Steins;Gate überhaupt keine Berührungspunkte hat und die entsprechende Zeit aufbringen kann, bekommt mit dieser Version durchaus die beste Möglichkeit präsentiert, die Geschichte nachzuholen. Es lohnt sich!