Zelda II: The Adventure of Link – TEST

Zelda II: The Adventure of Link erschien am 14. Januar 1987 für das Famicom Disk System in Japan und gelangte Ende 1988 mit einigen technischen Unterschieden über den großen Teich. Bei vielen Serienfans gilt das Spiel aufgrund seiner unkonventionellen und serienuntypischen Spielmechaniken als schwarzes Schaf der The-Legend-of-Zelda-Reihe.


Ursprünglich ist Zelda II: The Adventure of Link in Japan am 14. Januar 1987 für das Famicom Disk System erschienen, und damit nicht einmal ein Jahr nach der Veröffentlichung des ersten Teils. Shigeru Miyamoto, der zu diesem Zeitpunkt schon sehr in die Entwicklung von Super Mario Bros. 3 eingebunden war, fungierte diesmal lediglich als Produzent. Auch sonst war außer dem Programmierteam um Toshihiko Nakagō niemand des ursprünglichen The-Legend-of-Zelda-Teams mehr bei der Entstehung von Zelda II beteiligt. Interessant dabei ist, dass Zelda II ursprünglich gar nicht als The-Legend-of-Zelda-Fortsetzung geplant war, und eigentlich ein ganz neues Spiel werden sollte. Die Verbindung zur The-Legend-of-Zelda-Reihe entstand also erst in der letzten Minute.

Ende 1988 erschien das Spiel dann schließlich auch im Westen, wobei aufgrund der technischen Unterschiede zwischen dem Famicom Disk System und dem Nintendo Entertainment System einige Abstriche gemacht werden mussten. So wurden die Animationen von Wasser und Lava in der Oberwelt entfernt und einige Musikstücke mussten an den schwächeren Soundchip des NES angepasst werden. Zelda II war für Nintendo ein Riesenerfolg und verkaufte sich insgesamt rund 4,4 Millionen Mal. Obwohl es zu seinem Release gefeiert wurde und einige Nachahmer wie beispielsweise The Battle of Olympus und Faxanadu nach sich zog, genießt Zelda II wie bereits erwähnt einen eher schlechten Ruf und dümpelt zusammen mit den drei Ausrutschern für das Philips CD-i am unteren Ende der Beliebtheitsskala.

Link und die schlafende Prinzessin

In der recht komplizierten The-Legend-of-Zelda-Timeline steht steht Zelda II laut des 2011 veröffentlichten Buchs Hyrule Historia chronologisch an letzter Stelle einer der drei offiziellen Zeitlinien der Reihe und ist der einzige direkte Nachfolger des ersten Teils. Alle anderen Spiele der Serie sind entweder Prequels oder spielen in anderen Zeitlinien.

Nach dem Sieg über Ganon, dem Prinzen der Dunkelheit, sind im Königreich Hyrule mehrere Jahre ins Land gezogen. Link ist mittlerweile 16 Jahre alt geworden und bemerkt eines Tages ein seltsames Zeichen auf seiner Hand. Besorgt wendet er sich an Impa, das Kindermädchen von Prinzessin Zelda. Impa offenbart ihm, dass die Monarchin durch einen Zauber in einen tiefen Schlaf gefallen ist. Auf Geheiß des Kindermädchens sucht Link das Triforce des Mutes, mit dem die Prinzessin wieder aufgeweckt werden kann. Zu diesem Zweck muss er sechs Paläste besuchen und dort Kristalle einsetzen, die ihm von Impa gegeben wurden. Gleichzeitig machen sich die Anhänger des besiegten Ganon auf die Suche nach Link, um ihn zu töten, denn das vergossene Blut des Helden soll einer Prophezeiung zufolge ihren Herren wiederbeleben können.

Eine ungewohnte Perspektive

Spielerisch geht Zelda II völlig andere Wege als sein Vorgänger. Da zum Zeitpunkt des Erscheinens noch nicht die bekannten Serienkonventionen gefestigt waren, wartet Links zweites Abenteuer mit einigen für die The-Legend-of-Zelda-Reihe ungewöhnlichen Ideen auf, die für viele Fans der Reihe etwas zu sehr aus dem Rahmen fallen und deshalb eher für Naserümpfen sorgen.

Zuerst wäre da die Perspektive. Im Gegensatz zu seinem direkten Vorgänger ist das Geschehen in Zelda II nämlich meistens von der Seite zu sehen und spielt sich somit wie ein typischer Sidescroller. Link kann also nur in zwei Richtungen laufen, mit seinem Schwert zuschlagen und diesmal sogar springen. In den Dörfern plaudern wir mit den Bewohnern Hyrules oder können uns von netten Damen heilen lassen. Die Dorfbewohner sind allerdings oft nicht sonderlich mitteilsam, besteht ihr Dialog doch nur aus einer einzigen kleinen Textbox mit oftmals nur sehr begrenzt nützlichem Inhalt. Während uns manche lediglich mit einem „Hello!“ begrüßen, machen andere Hylianer aus ihrem Nichtwissen keinen Hehl und speisen uns mit einem „Sorry. I know nothing“ ab. Sollten wir doch einmal auf einen der wenigen Tippgeber treffen, werden uns meistens kryptische Hinweise wie „If all else fails use fire“ oder „Return the crystal to the palace in Parapa“ um die Ohren geworfen. Lediglich die Einwohner Transylvaniens in Castlevania II: Simon’s Quest überbieten mit ihren verwirrenden Dialogen das hyrulsche Info-Kauderwelsch. Eine besondere Berühmtheit erlangte dabei ein Bewohner des Dorfes Ruto, der dem verdutzen Link den mittlerweile legendären Ausspruch „I am Error“ an den Kopf wirft. Ein Gag der Programmierer, der heute zu einem Internet-Meme wurde und in einer ganzen Reihe von Spielen referenziert wird, darunter Super Paper Mario und The Binding of Isaac.

Die insgesamt sieben Dungeons des Spiels sind riesig, nicht linear aufgebaut und warten zudem mit zahlreichen verschlossenen Türen und versteckten Schätzen auf, was dazu führt, dass wir uns in den dunklen Gemäuern sehr leicht verlaufen können. Da im Jahr 1988 das Internet in seiner heutigen Form noch nicht existierte, mussten sich Spieler entweder auf ihr Gedächtnis verlassen oder selbst mühsam Karten zeichnen, denn eine Karte im Spiel gibt es diesmal nicht.

Rollenspiel-Einflüsse und gnadenloser Schwierigkeitsgrad

In Japan grassierte zum Release-Zeitpunkt von Zelda II außerdem das Rollenspielfieber, ausgelöst durch die Veröffentlichung von Dragon Quest im Jahr 1986. Aus diesem Grund ist Links zweites Abenteuer mit einigen Rollenspiel-Elementen angereichert, die bis heute in der Serie einzigartig sind. So sammeln wir durch das Besiegen von Gegnern Erfahrungspunkte. Haben wir genug gesammelt, steigen wir rollenspieltypisch einen Level auf und können Links Lebensenergie, seine Angriffskraft oder seine Magiereserven steigern. Auch die Oberwelt wurde in ihrer Darstellung augenscheinlich von Dragon Quest inspiriert. Dort bewegen wir uns zwischen den einzelnen Dörfern und Dungeons aus der Vogelperspektive durch die verschiedenen Landstriche des Königreichs Hyrule. Bewegen wir uns dabei abseits der gepflasterten Straßen, tauchen herumstreunende Monster auf, die uns bei Berührung in Zufallskämpfe verwickeln, welche wie die anderen Spielabschnitte in der Seitenansicht zu sehen sind. Die Oberwelt ist riesig und kann relativ frei von Anfang an bereist werden. Dies kann am Anfang für viel Verwirrung sorgen, da das Spiel uns nicht an die Hand nimmt, sondern uns quasi direkt in die Welt hineinwirft.

Hier kommen wir dann auch zu einem der größten Kritikpunkte an Zelda II: dem Schwierigkeitsgrad. Dieser rangiert nämlich durchaus am berüchtigten oberen Ende des 8-Bit-Spektrums, da die allgemeine Balance des Spiels so ausgelegt ist, dass nur durch stetiges Grinden von Erfahrungsleveln überhaupt eine Chance gegen Ganons Schergen besteht. Zudem ist da noch das Drei-Leben-System. Ja genau, Link besitzt wie in einem Jump ’n’ Run drei Leben. Sind diese aufgebraucht, behalten wir zwar unseren Erfahrungslevel und alle gefundenen Gegenstände, unser Erfahrungspunkte-Stand wird jedoch auf Null gesetzt und wir dürfen wieder vom Nordschloss, dem Ausgangspunkt des Spiels, starten. Dies kann schon in Verbindung mit dem hohen Schwierigkeitsgrad für Frustration sorgen, auch wenn wir lange Reisewege später mit Hilfe eines gefundenen Hammers abkürzen können.

Geschrieben von Markus Schoenenborn

Fazit:

Als ich Zelda II: The Adventure of Link das erste Mal startete, war ich zugegebenermaßen etwas verwirrt. Das Spiel lässt mich zunächst vollkommen alleine in der riesigen Welt zurück. Hinzu kommen ungewohnte Spielelemente wie die eingestreuten Rollenspiel-Elemente und die Seitenansicht, welche das Spiel eher wie ein Action-Jump-’n’-Run wirken lassen. Als ich mich aber erst einmal etwas in Hyrule orientiert und mich an die Steuerung gewöhnt hatte, war ich eigentlich sehr angetan von Links zweitem Abenteuer. Das Spiel musste über die Jahre einiges an Kritik einstecken. Viel davon ist unbegründet, einige Kritikpunkte sind aber durchaus angebracht. So sorgt der zum Teil wirklich sehr hohe Schwierigkeit, kombiniert mit dem Drei-Leben-System und den vielen Erfahrungslevel-Grinding, für viel Frustration. Die Dungeons sind zudem teilweise unglaublich groß und weitläufig, sodass ich mich des Öfteren ohne Hilfe verlaufe. Auf der anderen Seite gefällt mir Zelda II eigentlich gut. Klar ist die Grafik für heutige Verhältnisse arg altbacken, und auch die Story rückt wesentlich mehr in den Hintergrund als bei anderen The-Legend-of-Zelda-Teilen, aber trotzdem habe ich mit dem Spiel meinen Spaß. Ich habe den Eindruck, dass Zelda II nur deshalb verschmäht wird, weil es so anders ist und viele für die Serie ungewöhnliche Ideen besitzt. Aus diesem Grund fällt es aus heutiger Sicht natürlich schwer, das Spiel in die Reihe einzuordnen. Wer aber einmal ein etwas anderes Abenteuer mit Link erleben möchte, auch vor dem brutalen Schwierigkeitsgrad nicht zurückschreckt und sich auf das Spiel einlässt, wird bestimmt genau wie ich viel Freude mit Zelda II haben. Vielleicht bekommt das Spiel ja mit einem aufwendigen Remake im Stil von Link’s Awakening endlich die Anerkennung, die es verdient. Dies würde Nintendo auch die Möglichkeit geben, die gerechtfertigten Kritikpunkte auszubügeln.