Mable and the Wood – TEST
Kaum ein Monat vergeht, in dem kein Spiel nach dem Metroid-Prinzip veröffentlicht wird. So auch bei Mable and the Wood, das ähnlich wie zuletzt Blasphemous ein wenig an Dark Souls und Co erinnern möchte – hier aber mit teilweise bockschweren Geschicklichkeitsanlagen.
In Mable and the Wood übernehmen wir die Rolle des titelgebenden Mädchens Mable, die mitten im Wald von den Anhängern eines mysteriösen Kults beschworen wird. Die Prophezeiung besagt, dass Mable die bösen Bestien vernichtet, ihre Gestalt annimmt und das Land vor dem drohenden Untergang rettet. Kaum sind wir unsere ersten Schritte gegangen, bemerken wir auch schon die Struktur der Spielwelt, die an Metroid erinnern will, aber niemals dessen ausgefuchste Komplexität erreicht. Soll heißen, dass die aus der zweidimensionalen Seitenansicht eingefangene Level-Architektur nur hier und da Wege offenbart, die wir aufgrund fehlender Fähigkeiten noch nicht bestreiten können.
Also laufen, hüpfen und erkunden wir zunächst die uns zugänglichen Gebiete wie Wälder, Katakomben oder schneebedeckte Berge, die uns häufig schnurstracks zum nächsten Bossgegner führen. Unterwegs dorthin bekämpfen wir kleinere Monster, sammeln die als Spielwährung geltenden Kristalle und meistern äußerst knifflige Geschicklichkeitspassagen. Stehen wir dann endlich vor dem Bossgegner, müssen wir dessen Bewegungsmuster ähnlich wie in Mega Man durchschauen und im richtigen Moment seinen Angriffen ausweichen und zurückschlagen. Sobald wir eine der großen Bestien erledigt haben, erlernen wir mit Mable automatisch dessen besondere Fähigkeit.
Mit Hängen und Würgen durch den Wald
Besiegen wir beispielsweise die große Spinne im Wald, können wir Spinnfäden auf Monster schießen oder uns an die Decke hochziehen. Mit der Fähigkeit des Steinriesen können wir wiederum brüchige Blöcke einschlagen. Ein wenig kommt uns diese Maskerade wie in Monster Boy and the Cursed Kingdom vor, ist aber keinesfalls so charmant inszeniert. Brauchen wir die Fähigkeit gerade nicht, nimmt Mable ihre menschliche Form an, in der sie nur das für sie viel zu große Schwert hinter sich herzieht. Entsprechend fällt auch die Steuerung unangenehm auf. Wollen wir beispielsweise springen, aktivieren wir lediglich temporär die Fähigkeit der Fee, bis unsere Magie aufgebraucht ist.
Sobald wir wieder Boden unter den Füßen haben, wird unser magischer Vorrat aber unverzüglich aufgefrischt. Wollen wir beim Sprung eine andere Fähigkeit verwenden, müssen wir diese zunächst über das Fähigkeitsrad auswählen, solange unsere Zauberkapazität noch nicht verbraucht ist. Das ist wirklich umständlich und macht so manche Sprungpassage, insbesondere wenn noch vier oder fünf Fledermäuse auf dem Bildschirm herumflattern, zu einer nervigen Tortur. Da Mable and the Wood in solchen Momenten auch gerne anfängt zu ruckeln, wird dadurch die Spielbarkeit stark beeinträchtigt. Immerhin kann der Soundtrack mit tollen Musikstücken die grafische Retro-Kulisse wunderbar begleiten, was in Anbetracht der defizitären Steuerung ein schwacher Trost sein dürfte.
Geschrieben von Eric Ebelt
Fazit:
Mable and the Wood möchte am liebsten mit der Spielwelt begeistern, die wie viele andere Spiele auch ans Metroid-Franchise erinnern. Dies gelingt dem Titel meiner Meinung nach aber nur bedingt, da ihm einfach die Komplexität der Vorlage fehlt und zu wenige Stellen tatsächlich ausgefeilt sind. Hauptsächlich geht es darum, dass ich möglichst knifflige Spielpassagen absolviere. Da die Steuerung aber vor allem mit den hinzukommenden Fähigkeiten alles andere als angenehm ausfällt, kommt bei mir schon nach kurzer Spielzeit ein wenig Frust auf, zumal Mable beim Feindkontakt Segas blauen Igel Sonic imitieren will und daraufhin Kristalle verliert. So wunderbar die einzelnen Ideen auch sein mögen, so wenig passen sie für mich zusammen. Da hilft es auch nicht viel, dass der Soundtrack unglaublich angenehm ist. Mable and the Wood kann das Potenzial bei Weitem nicht ausspielen. Hier schlagen nur die beinharten Anhänger des Metroid-Spielprinzips zu, die alle anderen Interpretationen von Nintendos Hausmarke schon kennen.